Das Gebäudeenergiegesetz (GEG2023) widmet sich in einem separaten Paragraphen der Wärme- und Kälteversorgung im Quartier. Demnach können Bauherren oder Eigentümer, deren Gebäude in räumlichem Zusammenhang stehen, eine gemeinsame Versorgung ihrer Gebäude mit Wärme oder Kälte in Betracht ziehen.

Im Sinne einer effizienten, nachhaltigen und preisstabilen Energieversorgung, insbesondere auch wegen des großen Sozialwohnanteils von 90%, hat sich die Wohnungsgenossenschaft ‚Carl Zeiss‘ eG zusammen mit Ihrer Tochter Rautal Gebäudemanagement GmbH entschlossen, bei dem Projekt Erlenhöfe neue Wege zu beschreiten.

Die Fa. Viessmann rüstete hierfür zwei Heizzentralen mit hocheffizienter Technik aus:

Anlagenschema


Zur Wärme- und Stromerzeugung für das Wohnquartier dienen ein im Winter strom- und im Sommer wärmegeführtes Blockheizkraftwerk (BHKW) mit 50 kWel und 81 kWth Leistung sowie drei Gas-Brennwertkessel mit je 630 kW Leistung für Spitzenlasten und Redundanz und drei Pufferspeicher mit je 5.000 L Speichervolumen, einem Netzpumpenmodul und einer Regelung.

Das zweite Heizhaus mit einem 550 kWth liefernden Biomassekessel sowie einem Groß-Pufferspeicher mit 30.000 L Fassungsvermögen, einem Hydraulikmodul und einer übergeordneten Regelungstechnik steht auf dem Gelände des städtischen Gartenbaubetriebs Talstein und ist mit dem Wohnquartier über eine unterirdische 726m lange gut gedämmte Wärmetrasse verbunden.

Wärme aus Biomasse

Im Regelbetrieb liefert der Biomassekessel für die Gärtnerei und das Wohnquartier dauerhaft die Grundlast des Wärmebedarfs. Falls die Vorlauftemperatur des Biomassekessels bei tiefen Außentemperaturen nicht ausreichen sollte, schalten sich die Gas-Brennwertkessel automatisch zu. Die Anlage verbrennt Holzschnittabfälle, die durch Pflegemaßnahmen des Kommunal Service
Jena im Stadtgebiet anfallen. Die Spitzenlastkessel sind hierbei zukunftssicher und „H2-ready“.

Lokal selbst erzeugter Strom

Die Bewohner des Quartiers profitieren von einem Mieterstrommodell, indem sie den vor Ort produzierten Strom auch selbst verbrauchen. Den Strom hierfür liefert in erster Linie die maximal ausgelegte Photovoltaik-Anlage auf den Dächern des Quartiers mit ca. 270 kWp sowie der auf die Häuser verteilte Stromspeicher mit aktuell insgesamt ca. 234 KWh. Auch die Ladesäulen der E-Autos werden hierüber versorgt, Wenn die Sonnenstunden und die gespeicherte Energie nicht ausreicht schaltet sich das BHKW (Blockheizkraftwerk) zu, welches gleichzeitig auch Wärme für das Warmwasser erzeugt. Sollte dies dann in ganz dunklen Zeiten auch nicht reichen, wird erst in letzte Instanz der Restbedarf über einen Öko-Strom-Tarif von den Stadtwerken gedeckt.

 

Wärmeersatz für die städtische Gärtnerei

Neben der Wohnungsgenossenschaft gibt es einen weiteren Wärmekunden der von der neuen Infrastruktur profitiert, die Gärtnerei Talstein selbst. Die Gärtnerei wurde in der Vergangenheit mit drei Heizölkesseln und einer Gesamtleitung von 725 kW aus einem Tanklager mit 40.000 Litern Heizöl beheizt. Ab sofort wird die Gärtnerei nun entsprechend ebenfalls durch das Nahwärmenetz versorgt. Die Kooperation ist somit eine vorbildhaftes Beispiel für eine smarte Synergie zwischen öffentlichem und privatem Engagement hin zu einer nachhaltigeren Zukunft.